Rezensionen

Bisher hatte ich meine Rezensionen bei Links und Empfehlungen untergebracht. Dort werden sich auch weiterhin verschiedene hilfreiche Bücher und Links finden. Doch die Sparte mit großartigen Büchern über Epilepsie ist mittlerweile gewachsen und dem einen oder anderen Werk möchte ich gerne etwas mehr Aufmerksamkeit zollen. Während meine eigenen Bücher weiterhin unter meine Bücher und Blogs zu finden sind, möchte ich Ihnen gerne an dieser Stelle meine Lieblingsbücher vorstellen ...

"Epilepsie: Die Krankheit erkennen, verstehen und gut damit leben"

"(Trias) Epilepsie, die Krankheit erkennen, verstehen und gut damit leben" ISBN 978-3-8304-6716-8.

Bereits die Vorgänger der aktuellen Version wiesen vielen unsicheren Patienten den richtigen und verständlichen Weg ihrer  Epilepsiebehandlung und die Hintergründe dieser Erkrankung. Gerade als auch ich am Anfang meiner Diagnose stand, wusste ich noch nichts über Epilepsie, hörte aber viele kuriose und abenteuerliche Ratschläge und Geschichten über diese geheimnisvolle Krankheit. Mithilfe dieses Buches löste sich so manches Epilepsiemärchen auf und ich verstand die Zusammenhänge meiner Erkrankung. Es ermöglichte mir den Einstieg in ein wieder normales Leben. Anhand von verständlichen Grafiken, Tabellen und Erklärungen, kann der Leser sich schnell informieren und die Krankheit verstehen lernen. Die sehr genau beschriebenen Anfallsformen geben viele Hintergrundinformationen weiter, die im Arztgespräch meist auf der Strecke bleiben. Funktionen des Gehirns werden erklärt und anhand von Grafiken verständlich dargestellt, was auch die Selbstkontrolle erleichtert, falls der Patient sich damit auseinandersetzen möchte. In vielen Tabellen werden Anfallsarten aufgegliedert, Epilepsieformen werden detailreich beschrieben und auch Ursachen und Folgen finden ausreichend Beachtung. Doch auch der Umgang mit der Epilepsie wird hier entmythisiert und in realistische Bahnen gelenkt. Ich habe es auch an meine Tochter (Krankenschwester) und an unsere Apothekerin verschenkt, die Beide begeistert davon sind, da auch die Behandlung genauestens aufgesplittet wird. Die aktuelle Neuauflage ist noch einmal erweitert und aktualisiert worden. Ich nutze es täglich zu Recherchen für meine eigenen Bücher, aber auch um Epilepsiebetroffenen schnell eine kompetente Antwort geben zu können. Meiner Meinung nach gibt es kein besseres Buch über Epilepsie auf dem Markt. Egal ob Epilepsieneuling, lebenlanger Epilepsiepatient oder medizinisches Personal, dieses Buch ist das must have für Jeden, der in irgendeiner Form mit Epilepsie Kontakt hat.  

Diagnose Epilepsie: Kurz und bündig: Wie Sie die Krankheit verstehen,die besten Therapien nutzen, Ihren Alltag optimal gestalten

(Trias) "Diagnose Epilepsie"  von Dr. med. Günter Krämer

ISBN 987-3-8304-6695-6

 

Der Titel beschreibt recht genau, an wen sich dieses Werk wendet. Nicht jeder frisch diagnostizierte Epilepsiepatient wünscht sich detailliertes Hintergrundwissen das in die Tiefe geht, sondern möchte sich einfach nur einen Überblick über seine Erkrankung verschaffen, um die wichtigsten Eckpfeiler zu kennen. An genau diese Patienten wendet sich dieses Buch. Es erklärt, wie schon der "große "Bruder" (Epilepsie, die Krankheit erkennen, verstehen und gut damit leben), die Patientenrelevanten Themen rund um die Epilepsie, ohne sich dabei aber zu weit in die Thementiefe zu bewegen. So erfährt der Leser zwar alles über die Erkrankung, ohne aber auf das "Warum und Wieso" einzugehen. Wer Fakten ohne große Erklärung sucht ist hier genau richtig. Besonders positiv sind die Markierungen "wichtig", die vielen Kapiteln noch einen einprägsamen Abschluss geben. Dort stehen für den Patienten wichtige Informationen, unmissverständlich zusammengefasst, die für das jeweilige Kapitel- und den Patienten wichtig sind. Der Leser, der alles über die Hintergründe und Fakten über Epilepsie wissen möchte, dem sei der "große Bruder" nahe gelegt, wer aber nur Fakten möchte, ohne sich zu weit in das "Herz" der Epilepsie hineinzubewegen, für den ist "Diagnose Epilepsie" genau richtig. Ich finde dieses Buch optimal für gut eingestellte Patienten oder für Angehörige, da kurz und knapp das Wichtigste erklärt wird. Kleiner Tipp: Für Angehörige kann man die zutreffenden Teile/die Anfallsform mit einem Marker markieren, das personalisiert dieses Buch auf den individuellen Fall und kann so manche Irrtümer ausräumen.  

Panthertage von Sarah Elise Bischof

Verlag: Eden Books; Auflage: 1 (26. März 2015)

ISBN-10: 3944296931

Als ich zum ersten Mal das Cover von Panthertage sah, beschlich mich der Eindruck, wieder einmal vor einem dramaturgisch wertvollen Buch zu sitzen und schob die Rezension erst einmal in weite Ferne. Zu schwer fällt mir das Lesen solcher Werke. Da die aus Schweden stammende, und in München lebende Autorin jedoch


ausschließlich positive Bewertungen für ihr Werk erntete, war meine Neugierde schnell geweckt. Glücklicherweise muss ich sagen, denn das etwas traurig anmutende Mädchen der Titelseite, wird der kämpferischen und humorvollen Sarah nicht im Entferntesten gerecht.

 

Ihr Schreibstil und Humor trifft genau den meinen und so war der Einstieg leicht und schmunzelnd zu lesen. Ihre Situation unterscheidet sich zwar komplett von meiner eigenen, obwohl wir beide unsere Bücher im selben Alter von Anfang 30 schrieben, doch ich hatte sofort einen Draht zu ihr. Es fiel mir überhaupt nicht schwer ihrem Leben zu folgen oder mich einzufühlen.  Sehr berührt hat mich ein Zitat ihres Vaters, der sagte „Lass den Kopf nicht hängen, sonst fällt das Krönchen runter.“ Überhaupt kann der Leser im gesamten Buch die große innige Liebe und Unterstützung von Sarahs gesamter Familie spüren.

 

Im dritten Kapitel lässt sich erahnen, dass es diese hilflos dreinblickende Frau des Covers doch geben könnte, denn Sarah beschreibt ihre eigenen sehr melancholischen Momente. Es sind ihre Panthertage, die Sarah nach ihren Anfällen durchlebt. Oft alleine, aber meist unterstützt von ihrer besten Freundin Lena, die sich auch nicht zu schade dafür ist, Sarah die Wäsche zu wechseln. Lena ist ein Musterbeispiel für die perfekte Seelenverwandte, die mit Sarah durch dick und dünn geht.

 

Doch Sarahs Melancholie muss schnell wieder neuen Taten weichen, denn ein erstes Date braucht Vorbereitung. Ein sehr unterhaltsames Kapitel, das mich herrlich an meine Zeit der ersten Verliebtheit erinnerte, denn auch hier traf sie genau meine- und wahrscheinlich die Welt und Erfahrungen Millionen anderer Frauen und Männer.

 

Als Sarah ihren Job verliert, sieht sie sich mit dem Jobcenter konfrontiert. Ein Erlebnis, das die Gedanken und Vorurteile vieler „gesunder“ Menschen widerspiegelt, was Sarahs Frust und das Gefühl des „Nicht verstanden werdens“ nur noch in die Höhe schraubt und Erinnerungen an negative Erlebnisse mit einigen Kommilitonen wachruft. Diese Rückblicke zeigen, dass Dummheit und Ignoranz auch unter vermeintlich besser gebildeten Menschen genauso zu finden sind, wie in allen anderen Bildungsschichten. Doch Sarah kämpft weiter und steht immer wieder auf.

 

Der zweite Besuch im Jobcenter steht an und Sarah hofft auf eine offenere und angemessenere Beratung. Doch wenn sie meint, dass der vergangene erste Besuch an Ignoranz und Dummheit nicht getoppt werden könne, wurde sie beim zweiten Besuch des Jobcenters eines Besseren belehrt. Auch wenn ich selbst ähnliche Erfahrungen mit diesem Amt hatte, überraschen solche Erzählungen doch immer wieder aufs Neue. Es wird wohl nur wenige Epilepsiepatienten geben, die beim Lesen dieses Kapitels keine Fassungslosigkeit überkommt.

 

Zwischen Sarahs Höhen und Tiefen bemerkt der Leser immer wieder die aufkeimende Frage, ob ihre momentane Verliebtheit mit dem „perfekten Stefan“ nicht doch eher eine emotionale Episode ist und die wahre Liebe in Wirklichkeit nebenan wohnt und nur darauf wartet, endlich erkannt zu werden. Denn Jakob ist Sarahs Stütze und Halt in jedweder Situation. Und nebenbei noch richtig gutaussehend. Doch Jakob trifft sich mit einer Anderen …

Man teilt auf 201 Seiten Sarahs Leben und findet sich oft selbst wieder. Dieses Werk erinnert mich, gerade wegen der Art zu schreiben und des Humors, sehr stark an mein eigenes Erstlingswerk, doch gibt es einige signifikante Unterschiede. Während ich in meinem Buch in Echtzeit von meinem ersten unwissenden Jahr mit Epilepsie erzählte und somit auch der Leser fachlich unwissend blieb, schafft Sarah es geschickt, immer wieder einige erklärende Sätze in ihre Geschichte einzubauen. Am Ende des Buches ist noch ein kurzer Appendix zum Thema Epilepsie untergebracht, der ein wenig Licht ins Dunkel vielleicht offener Fragen bringt und zeigt, dass es die eine Form der Epilepsie nicht gibt und wie mannigfaltig sie doch ist.

 

Ansonsten könnten unsere Leben im Alter von Anfang 30 nicht unterschiedlicher sein. Während ich als zweifache Mutter, durch das plötzliche Eintreten der Epilepsie das Ende meiner beruflichen Laufbahn bekämpfte, erkämpft sich Sarah die Liebe, das Studium und den Anfang ihrer Karriere. Unsere Anfallsarten sind unterschiedlich, und während ich auf dem Land lebe, kämpft Sarah in der Stadt gegen Widerstände. Trotz dieser doch starken Unterschiede hatte ich keinen Augenblick das Gefühl Sarah nicht zu verstehen, den Faden zu verlieren oder nicht zu begreifen. Immer wieder fand ich mich mittendrin in ihrer Geschichte und hatte das Gefühl sie gut zu kennen.

 

Bei diesem Buch lässt sich vom Cover nicht auf den Inhalt schließen, was ich zuerst als sehr schade empfand, doch nun muss ich gestehen, dass ich froh darüber bin, denn so werden vielleicht auch Menschen zu diesem Buch greifen, die vielleicht nicht so positiv und kämpferisch veranlagt sind und sich durch Sarah hoffentlich anstecken lassen. Gerade weil Sarah den Leser mit ihren meist optimistischen Emotionen mitnimmt, sie sich immer wieder aufrappelt und weil sie offen ausspricht, was viel zu oft unausgesprochen bleibt, bekommt „Panthertage“ von mir die uneingeschränkte Leseempfehlung oder anders gesagt 5 von 5 Punkten, „thumbs up!“ und meine vollste Sympathie.